Peer Group EU-Taxonomie, Treffen Nr. 6 am 28.05.2024 im Dr. Wolff Institut in Bielefeld

Die EU-Taxonomie aus Sicht der Wirtschaftsprüfer 

Die „OWL-Peer Group EU-Taxonomie“ traf sich am 28.05.2024 zu ihrem 6. Austauschtreffen im Dr. Wolff Institut in Bielefeld. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener OWL-Unternehmen brachten sich hinsichtlich ihrer Aktivitäten rund um die EU-Taxonomie-Verordnung und auch mit Blick auf die CSRD auf den aktuellen Stand. War während der ersten Treffen immer noch nicht ganz klar, ob ein Unternehmen auch tatsächlich von der EU Taxonomie betroffen ist, so ist mittlerweile deutlich geworden, dass alle Unternehmen die CSRD pflichtig sind, auch automatisch eine Taxonomiefähigkeit prüfen müssen. Obwohl viele Branchen theoretisch von der Taxonomie-Verordnung betroffen sind, ist die Taxonomiekonformität derzeit jedoch eher gering.

Jochen Mischer von hwp Hinrichs & Partner mbB aus Detmold stellte als Sustainability-Fachmann die Wirtschaftsprüfer-Perspektive vor. Auch wenn die EU-Taxonomie bereits seit längerem auf der Tagesordnung steht, bekommt sie erst jetzt in der Wirtschaftsprüfer Branche die entsprechende Relevanz. Eine große Herausforderung besteht darin, dass die vielen Details zu den Richtlinien in vielen unterschiedlichen Dokumenten liegen und meistens manuell mühsam zusammengetragen werden müssen. Zudem ist der bisherige Stand vorläufig und oftmals noch nicht fest definiert. Vorgaben und Richtlinien können sich im weiteren Prozess auch durchaus wieder ändern, d.h. ein einfaches und überschaubares Gerüst für eine Orientierung fehlt derzeit. Ein Tipp ist, sich an den Berichten der börsenorientierten Unternehmen zu orientieren, die eigenen Prioritäten zu setzen und diese sorgfältig zu dokumentieren. Letztlich ist jedoch jedes Unternehmen anders und muss seinen eigenen Weg mit der Berichterstattung finden, da selbst innerhalb der Branchen die Voraussetzungen höchst heterogen sind. Dabei müssen Taxonomie und CSRD aufeinander abgestimmt werden und dürfen sich nicht widersprechen.

Wichtig für alle – die Prüfung ist zunächst mit begrenzter Sicherheit (limited assurance) durchzuführen. Perspektivisch soll die Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung mit hinreichender Sicherheit (resaonable assurance) durchgeführt werden. Ein Zeitpunkt hierfür steht noch nicht fest, aber es ist vorgesehen, dass möglichst bis zum 01. Oktober 2028 Prüfstandards mit hinreichender Sicherheit vorliegen. Das bedeutet, dass in den nächsten 2-3 Jahren noch eine Art „Übungsfeld“ vorliegt, dass jedoch immer spezifischer und vergleichbarer ausgebaut wird, insbesondere auch mit Blick auf die maschinelle Lesbarkeit der Daten.

Auch die Wirtschaftsprüfer sind derzeit auf dem Weg, geeignete Prüfprozesse zu entwickeln, da auch sie noch nicht auf Standards zurückgreifen können. Wirtschaftsprüfer können Unternehmen auf dem Weg zur CSRD und Taxonomie begleiten, allerdings sollten Beratung und Prüfung getrennt werden. Wie diese Zusammenarbeit im Prozess und fachlich aussehen kann, war ein größeres Diskussionsthema. Ab welchem Zeitpunkt werden Wirtschaftsprüfer hinzugezogen und in welchem Umfang werden sie in den einzelnen Schritten wie z.B. der Wesentlichkeitsanalyse beteiligt?

Ein weiteres Thema waren die unterschiedlichen Konzernstrukturen und deren Einbindung in den Prozess. Dies führt auch unmittelbar zu den Fragen, wer alles im Unternehmen für Datenerhebung und Berichterstattung einbezogen und beteiligt wird. In den meisten Unternehmen gibt es nur wenige Beteiligte für diese Aufgaben. Während das Thema CSRD oftmals in neu eingerichteten Nachhaltigkeitsabteilungen angesiedelt ist, wird die Taxonomie häufig im Controlling bzw. dem Finanzbereich verortet.

Auch die Datenerhebung spielt eine wichtige Rolle. Können diese über vorhandene Systeme erhoben werden oder sind neue digitale Schnittstellen und Lösungen erforderlich? Die Gastgeber Dr. Stefan Kleinebekel und Tim Schuwerack stellten das Vorgehen bei der Dr. Wolff Gruppe vor. Diese hat sich in der Herangehensweise für den Beginn für ein eher manuelles Verfahren mit Hilfe von Excel-Listen entschieden. Ist die grobe Richtung klar, sollen Datenerhebung und -verarbeitung in einem 2. Schritt automatisiert werden.

Die Vertreter der Banken berichteten, dass auch das Bankenwesen nun langsam mit der Prüfung der Taxonomie bei Kreditvergaben v.a. bei Immobilien und Fahrzeugen beginnt.
 

Ein 7. Treffen der Peer Group wird auf Einladung von Phönix Contact im Oktober / November 2024 in Blomberg stattfinden.

Die Peer Group zur EU-Taxonomie wird gemeinsam vom CSR-Kompetenzzentrum OWL, InnoZent OWL e.V. (Projekt CE:FIRE zirkulär.frugal.regenerativ) und der WEGE Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH organisiert. 

Das CSR-Kompetenzzentrum OWL bei der GILDE Wirtschaftsförderung Detmold unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen in OWL darin, eine individuelle CSR-Strategie zu entwickeln, verantwortungsvolle Unternehmensziele zu definieren, Maßnahmen zu planen und Erfolge zu kommunizieren.

InnoZent OWL e.V. ist ein Technologienetzwerk für nachhaltige Unternehmensentwicklung. Ca. 70 Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und wirtschaftsnahe Organisationen engagieren sich in unserem Netzwerk für die Suche und Anwendung neuer Technologien für innovative Produkte und Dienstleistungen in einem kooperativen Umfeld.

Die WEGE mbH unterstützt als Bielefelder Wirtschaftsförderungseinrichtung Unternehmen auf dem Weg zur grünen Transformation. Weitere Informationen auf: Das kommt aus Bielefeld | Green Stories das-kommt-aus-bielefeld.de

Das Projekt CE:FIRE zirkulär.frugal.regenerativ wird mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union und des Landes NRW durchgeführt.

Ansprechpartner

Marcel Röhl

Projekt CE:FIRE - zirkulär.frugal.regenerativ 

Telefon: +49 5251 2055 - 914

E-Mail

 

Ulrike Künnemann

Zirkuläre Wertschöpfung, Digitalisierung
Projektentwicklung

Telefon: +49 5251 2055 - 915

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